Beim Thema autonomes Fahren liegt viel öffentliche Aufmerksamkeit auf ehrgeizigen Projekten wie dem Google Auto oder den Fahrzeugen von Tesla. Die Einführung und Verbreitung vollständig selbstfahrender Autos scheint jedoch noch ferne Zukunftsmusik. Weniger technologische Barrieren hindern den Siegeszug, vielmehr sind im Zusammenhang mit autonomen Autos noch eine Menge ethischer, juristischer und versicherungstechnischer Fragen offen.
Auch sind die Verbraucher psychologisch offenbar noch nicht reif für die neue Form der Mobilität: Studien zeigen, dass die Technologie zwar prinzipiell begrüßt wird, praktisch aber kaum ein potentieller Autokäufer die Kontrolle über sein Fahrzeug komplett an ein System abgeben möchte.
Autonome Busse: Realistische Anwendung für die Praxis
Unteressen verfeinert die Autoindustrie weiterhin bestehende Lösungen und entwickelt neue Ansätze. Neben den großen Playern, die vor allem den Massenmarkt für privat genutzte Fahrzeuge im Visier haben, konzentrieren sich frisch gegründete Unternehmen auf Nischen, wie autonome Lkw oder selbstfahrende Lieferroboter. Den Innovationen solcher Startups liegt die plausible Einschätzung zugrunde, dass für die nahe Zukunft die praktische Anwendung der Technologien in abgegrenzten, kalkulierbaren Bereichen wesentlich realistischer ist als in einem chaotischen System wie dem Straßenverkehr einer Großstadt.
So können etwa selbstfahrende Busse auf einem Messegelände, einem Vergnügungspark, einem Flughafen oder einem Campus wichtige Aufgaben rund um den Transport von Menschen und Gütern kostensparend und risikoarm übernehmen.
Smarte Lösungen von innovativen Startups
5 Startups aus den USA, Frankreich und Kanada tun sich auf diesem speziellen Sektor besonders hervor. Allen Innovationen ist gemeinsam, dass die Busse nicht nur autonom fahren, sondern auch elektrisch angetrieben werden.
Local Motors
Der selbstfahrende Bus von Local Motors hört auf den Namen „Olli“ und dreht auf einem Campus im US-Bundesstaat Maryland bereits seine Test-Runden. Der 12 Sitzer nimmt seine Fahrgäste nicht an festen Haltestellen auf, sondern wenn er über das Smartphone zum Halt aufgefordert wird. Was „Olli“ besonders macht: Der selbstfahrende Bus läuft nicht in einer Fabrik vom Band. Das komplette Fahrzeug wird von einem riesigen 3D-Drucker produziert. Der kommerzielle Fokus des Herstellers Local Motors liegt auf kleineren Gemeinden und großen, abgeschlossenen Geländen wie den von Universitäten.
EasyMile
Selbstfahrende Busse des französischen Projektes EasyMile sind in Finnland, Spanien, Japan, der Schweiz und den USA bereits im Einsatz. EasyMile ist ein Joint-Venture zwischen der Ligier Group, einem Hersteller von leichten Fahrzeugen, und dem auf Robotik spezialisierten Unternehmen Robosoft. Das autonom fahrende Modell „EZ10“ kann sowohl auf einer festen Route mit vordefiniertem Fahrplan operieren („Metro-Modus“) als auch nur auf Wunsch der Passagiere anhalten („On demand“). Ca. 1,5 Millionen Passagiere sollen die Modelle der selbstfahrenden Shuttle bereits in Vergtransportiert haben.
Auro Robotics
Auf dem Campus der Santa Clara University in Kalifornien unterwegs ist der selbstfahrende Bus von Auro Robotics. Der 4-Sitzer, dessen Chassis nach Firmenangaben aber theoretisch auch erweitert werden könnte, erinnert an ein Golfmobil. Auf maximal 40 km/h bringt es das Fahrzeug, bei einer Reichweite von bis zu 140 Kilometern pro Batterieladung.
Navya ARMA
2014 gründete sich das Unternehmen Navya ARMA in Paris, nachdem man 10 Jahre an einem praxistauglichen Modell geforscht hatte. Der autonome Shuttle-Bus befördert bis zu 15 Fahrgäste und wird aktuell noch hauptsächlich auf privaten Geländen eingesetzt. Anfang Juli 2016 kündigte Navya an, dass der Betrieb von 2 selbstfahrenden Elektro-Bussen im schweizerischen Sion unmittelbar bevorsteht.
Varden Labs
„Marvin“ und „Alvin“ nennen sich die bisherigen Entwicklungen aus dem Hause Varden Labs. Laut firmeneigenen Angaben wurde der Prototyp des selbstfahrenden Elektromobils mit nur ein paar tausend Dollar Kapital gebaut. Seit dem Frühjahr 2016 arbeiten die Entwickler an einer preisgünstigeren und schnelleren Lösung aus dem Bereich autonomes Fahren. Was sich genau dahinter verbirgt ist unklar. Bis Mitte 2017 läuft das Projekt im „stealth mode“.